Das Töpfchentraining ist ein großer Schritt für Dein Kind – und für Dich als Elternteil. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Woran erkennst Du, dass Dein Kind bereit ist? Und vor allem: Wie geht es ohne Stress? Keine Sorge, unsere erfahrene Kinderärztin und vierfache Mutter, Dr. Katharina Schroth, hat die besten Tipps für ein entspanntes Töpfchentraining zusammengestellt.
Das Trockenwerden ist ein großer Meilenstein in der Entwicklung eines Kindes, und es erfordert Geduld, Verständnis und Unterstützung von den Eltern. Doch keine Panik: Jedes Kind wird irgendwann trocken. Es gibt keinen „perfekten“ Zeitpunkt und keine universelle Methode – was zählt, ist, dass Du und Dein Kind diesen Prozess gemeinsam entspannt meistert.
Geschichtlicher Hintergrund
Früher begann das Toilettentraining häufig schon im ersten Lebensjahr. Mit dem Aufkommen von Einwegwindeln und neuen pädagogischen Ansätzen hat sich der Beginn des Töpfchentrainings jedoch immer weiter nach hinten verschoben. Heute ist es in der westlichen Kultur üblich, das Kind zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr an das Töpfchen oder die Toilette heranzuführen. Frühe Kulturen nutzten oft natürliche Materialien und Zeitpläne, die stark an das Klima und die Umstände angepasst waren. Auch der Ansatz „windelfrei“ wird in vielen Kulturen noch heute praktiziert und nur in 20% der Welt werden Wegwerfwindeln benutzt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Trockenwerden?
Du fragst Dich, ob Dein Kind bereit ist für das Sauberwerden? Achte auf diese vier Anzeichen:
- Die Windel nervt: Dein Kind zeigt Unmut beim Wickeln oder will die Windel nicht mehr tragen.
- Neugier auf die Toilette: Dein Kind folgt Dir ins Bad und will wissen, was dort passiert.
- Eindeutige Zeichen: Dein Kind zeigt vor dem „großen Geschäft“ bestimmte Verhaltensweisen wie Tänzeln oder Suchen nach einem ruhigen Ort.
- Selbstständigkeit: Dein Kind kann sich die Hose alleine aus- und anziehen und setzt sich ohne Hilfe aufs Töpfchen oder die Toilette.
Wenn mindestens zwei dieser Anzeichen zutreffen, könnt Ihr mit dem Töpfchentraining beginnen.
Windelfrei tagsüber und nachts
Es ist völlig normal, dass Kinder tagsüber schneller trocken werden als nachts. Während sie tagsüber bewusster wahrnehmen, wann sie zur Toilette müssen, entwickelt sich die Fähigkeit, den Harndrang während des Schlafs zu kontrollieren, oft langsamer. Viele Kinder brauchen nachts daher noch länger eine Windel. Ein bewährter Ansatz ist es, zuerst tagsüber mit dem Töpfchentraining zu beginnen und geduldig zu beobachten, wie sich das Kind entwickelt. Wenn die Windel nach dem Schlaf regelmäßig trocken bleibt, ist das ein gutes Zeichen, dass Dein Kind auch nachts bereit sein könnte, ohne Windel auszukommen.
Hier sind einige hilfreiche Ansätze:
- Vor dem Schlafengehen: Erinnere Dein Kind daran, kurz vor dem Zubettgehen noch einmal auf die Toilette zu gehen, um sicherzustellen, dass die Blase geleert ist.
- Schutz für die Matratze: Ein wasserdichter Matratzenschutz ist eine einfache, aber effektive Lösung, um die Matratze vor Nässe zu schützen und das Reinigen zu erleichtern, falls ein Malheur passiert.
- Notfall-Vorbereitung: Bereite abends alles vor, was Du im Fall eines Unfalls schnell zur Hand haben möchtest: frische Bettwäsche, ein Bettlaken, eine wasserdichte Unterlage und einen sauberen Schlafanzug. So könnt ihr das Bett schnell neu beziehen und rasch wieder weiterschlafen.
- Diskretion und Einfühlsamkeit: Sprich mit Deinem Kind offen über das Thema, ohne dabei zu dramatisieren. Achte darauf, dass es nicht in unangenehme Situationen gebracht wird, indem andere, wie Geschwister oder Verwandte, unbedacht darüber sprechen.
- Orientierungshilfen: Stelle sicher, dass der Weg zur Toilette nachts leicht zu finden ist. Ein kleines Nachtlicht im Flur oder Bad kann den Weg weisen. Alternativ kannst Du auch ein Töpfchen im Kinderzimmer bereitstellen.
- Training mit Sicherheit: Spezielle Trainingshöschen, die wie normale Unterwäsche aussehen, können Deinem Kind Sicherheit bieten, während es lernt, nachts trocken zu bleiben. Sie geben das Gefühl von Normalität und schützen gleichzeitig.
Die Kindsgut „Wal Familie“
Welche Ansätze für das Töpfchentraining gibt es?
Es gibt verschiedene Ansätze, um das Töpfchentraining zu gestalten:
- Kindzentrierter Ansatz: Hierbei wartest Du auf die Signale Deines Kindes und startest das Training, wenn es Interesse zeigt. Dieser Ansatz ist sanft und orientiert sich am Tempo des Kindes.
- Geplanter Ansatz: Einige Eltern entscheiden sich für eine strukturiertere Herangehensweise, indem sie das Töpfchentraining zu bestimmten Zeiten initiieren, z. B. im Sommer, wenn das Kind leichtere Kleidung trägt und der Prozess erleichtert wird.
- Windelfrei-Methode: Manche Eltern beginnen bereits früh mit der „Windelfrei“-Methode, bei der die Signale des Kindes genau beobachtet und es von Anfang an an das Töpfchen gewöhnt wird.
In unserer 3-teiligen Videoreihe „Töpfchentraining – wie starte ich die Windelentwöhnung“ geht unsere Kinderärztin Dr. Katharina Schroth auf den kindzentrierten Ansatz ein. Sie zeigt Dir, warum es für die psychische Entwicklung Deines Kindes wichtig ist, ganz ohne Druck und Stress auf das individuelle Tempo einzugehen und diesen großen Meilenstein zu nutzen, um Selbständigkeit zu fördern und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Tipps von unserer Kindsgut Expertin
Wie können die Rollen von Betreuungspersonen aussehen?
Betreuungspersonen wie Großeltern, Tageseltern oder Erzieher*innen spielen eine wichtige Rolle im Töpfchentraining, da sie das Kind in seinem Alltag begleiten und unterstützen. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten auf derselben Seite stehen, um Verwirrung beim Kind zu vermeiden. Unterschiedliche Ansätze oder widersprüchliche Anweisungen können das Kind verunsichern und den Fortschritt beim Trockenwerden bremsen. Daher sind regelmäßige Absprachen zwischen Eltern und Betreuungspersonen unerlässlich, um eine einheitliche Herangehensweise zu gewährleisten.
Es kann hilfreich sein, den Betreuern genaue Informationen darüber zu geben, welche Methoden und Rituale Ihr zu Hause nutzt. So kann beispielsweise ein bestimmter Zeitpunkt festgelegt werden, zu dem das Kind das Töpfchen oder die Toilette benutzen soll, etwa nach den Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen. Diese Routine sollte dann sowohl in der Kita als auch zu Hause verfolgt werden, damit das Kind ein Gefühl von Sicherheit und Konsistenz entwickelt.
In der Kita oder bei der Tagesbetreuung kann das Töpfchentraining in den Alltag integriert werden, indem das Kind regelmäßig an die Toilette erinnert wird. Dies kann spielerisch geschehen, indem man das Kind ermutigt, von den Erfolgen zu berichten oder stolz zu zeigen, wenn es das Töpfchen benutzt hat. Erzieher*innen können zudem als positive Vorbilder dienen und das Kind liebevoll unterstützen, wenn es Fortschritte macht. Gleichzeitig sollten Rückschläge nicht dramatisiert, sondern gelassen und mit Verständnis behandelt werden.
Für Großeltern oder andere Betreuungspersonen, die vielleicht eine andere Generation von Erziehungsstilen erlebt haben, ist es besonders wichtig, im Austausch zu bleiben und sicherzustellen, dass das gemeinsame Ziel, das Kind stressfrei trocken zu bekommen, im Fokus steht. Ein gemeinsamer Plan gibt allen Beteiligten Sicherheit und sorgt dafür, dass das Kind sich von allen Seiten unterstützt fühlt.
Praktische Tipps zu Produkten
Um den Prozess zu erleichtern, gibt es viele nützliche Produkte:
- Töpfchen: Wähle ein komfortables und stabiles Modell, das rutschfest ist. Lass Dein Kind teilhaben, bei der Wahl des Töpfchens.
- Toilettenaufsätze: Diese sind besonders praktisch für Kinder, die direkt die „große Toilette“ benutzen wollen. Achte darauf, dass sie nicht zu schwer sind, sodass Dein Kind es selbständig auf die Toilette legen und wieder herunterheben kann.
- Tritthocker: Ein Hocker hilft, dass Dein Kind die Toilette und das Waschbecken eigenständig erreicht.
- Unterhosen-Training: Es gibt spezielle Trainingshöschen, die etwas saugfähig sind, aber trotzdem das Gefühl von Nässe vermitteln und so das sogenannte Nässe-Feedback an der Haut ermöglichen.
- Abhaltetöpfchen: Beginne mit dem Abhalten und der Windelfreiheit bereits ab der Geburt, indem du dein Baby regelmäßig auf das Abhaltetöpfchen setzt und auf seine Signale achtest.
- Windeleimer Wal: Nutze einen Windeleimer von Anfang an, um gebrauchte Windeln hygienisch und geruchsfrei zu entsorgen
Fazit
Das Töpfchentraining sollte stets stressfrei und spielerisch ablaufen, denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo, um diesen wichtigen Meilenstein zu erreichen. Druck oder strenge Vorgaben können das Vertrauen und die Freude des Kindes an diesem Prozess beeinträchtigen. Stattdessen ist Geduld gefragt – sowohl von den Eltern als auch von Betreuungspersonen. Die richtige Unterstützung, einfühlsame Begleitung und ein positives Umfeld helfen dem Kind, sich sicher und selbstbewusst zu fühlen. Wichtig ist, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen und kleine Erfolge zu feiern. Wenn das Töpfchentraining mit Freude und Gelassenheit angegangen wird, wird der Übergang zur Windelfreiheit früher oder später ganz natürlich und erfolgreich gelingen. Eltern sollten sich bewusst machen, dass Rückschläge Teil des Prozesses sind – aber mit einer entspannten Haltung und liebevoller Ermutigung wird das Ergebnis nicht lange auf sich warten lassen.